Kurzgeschichte Teil 6 - Die Abschlussfeier

Die Abschlussfeier

Mit voller Fahrt hielt Jonas‘ Schiff, die König des Windes, auf die Insel zu. Sie konnten das Donnern der Kanonen schon hören, ehe sie die Insel umrundet hatten. Die letzten Wettkämpfe hatten gerade begonnen und die besten Piraten gaben sich alle Mühe, für die lukrativen Aufträge eine gute Leistung zu bringen. Kurze Zeit später wehte auch der Jubel der Zuschauermassen zu ihnen herüber. Nach manchem Kanonenschlag brandete besonders lauter Beifall, wohingegen zwischendurch Buhrufe und Pfiffe laut wurden. Als sie die Spitze der Insel erreichten und sich der Blick auf das Spektakel offenbarte, hielt Jonas automatisch vor Staunen den Atem an.


Auf mehreren abgesteckten Schlachtfeldern kämpften dutzende Piraten-Schiffe um die Seeherrschaft. Manche Schiffe waren groß und rund, andere klein und wendig. Immer wieder blitzten helle Flammen aus den Kanonen auf und Rauchwolken stiegen gen Himmel. Auf einer Seite lieferte sich eine riesige Fregatte ein Duell mit zwei kleineren Schiffen. Während eines der beiden Schaluppen schon brannte, ging das Andere zum Angriff über. Dutzende Kanonen wurden gleichzeitig abgefeuert und die große Fregatte zitterte unter dem Einschlag der vielen Kugeln. Holz barst in alle Richtungen und einige Piraten gingen durch die Explosionen über Bord. Zwischen den kämpfenden Piraten-Schiffen segelten kleinere Brigantinen mit jubelnden Zuschauern und am Ufer der Insel sah Jonas die riesige Tribüne, von der aus man einen fantastischen Blick über das gesamte Schlachtfeld haben musste.


„Halte dich am Rand des Schlachtfeldes David, damit wir unbeschadet vorbei kommen. Und hisse die weiße Flagge.“

Langsam hielten sie auf den Hafen und damit auf ihr Ziel zu...

Die Schlinge

Langsam gingen Jonas und seine Männer am Hafen entlang. Unter ihnen waren auch Lamaar, David und Jorge. Alle hatten sie die Schreiner-Bekleidung an, die sie für den Auftrag bekommen hatten. Zu zweit trugen sie die Fässer mit dem Schwarzpulver, auf denen Fett die Aufschrift Karuma Nordhang: Bester Wein aus Karuma stand. Bisher hatte es keine Probleme gegeben. Um sie herum herrschte reges Treiben und niemand hatte Notiz von ihnen genommen. Als sie sich der Tribüne näherten, kam ein Mann mit drei Wachen aufgeregt auf sie zu. „Stopp, wo wollt ihr mit den Fässern hin?“ fragte er scharf.


„Wein aus Karuma“, antwortete Jonas. „Nur das Beste aus Karuma“, fuhr er fort. Der Mann sah sie lange an. Fast glaubte Jonas, er hätte nicht seinen Kontaktmann vor sich. Die Wachen wurden unruhig. Plötzlich straffte sich der Mann und winkte sie weiter. „Gut, geht durch. Am besten stellt ihr die Fässer unter die Tribüne. Dort ist noch genug Platz.“


Als sie weiter gingen, schaute sich Jonas noch einmal um. Der Mann stand noch an der gleichen Stelle und schaute der Gruppe von Männern düster hinterher. Unter den Tribünen hielten sich wenige Menschen auf. Wenn sie schnell machten, sollte alles glatt laufen. Sie stapelten die Fässer an der Stelle, wo die fünf großen Handels-Führer sitzen mussten.


„Los jetzt, wir müssen nur noch die Lunte legen und dann nichts wie weg hier. Bald haben wir es geschafft.“ Jonas sah die Anspannung in den Augen seiner Mannschaft. Selbst der sonst so ausgelassene Jorge hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn. Sie legten die Lunte so, dass man sie auf den ersten Blick nicht sehen konnte, wickelten sie um zahlreiche Pfeiler und führten sie um die linke Seite der Tribüne. Keine Menschenseele war zu sehen.


„So, die Lunte sollte lang genug sein, um rechtzeitig aus der Reichweite zu kommen. Ich zünde sie jetzt an. Bei drei laufen wir alle so schnell es geht los“ Jonas strich mit dem Streichholz über den Boden und es entzündete sich mit lautem Zischen. Er führte das Streichholz zur Lunte. „Eins“, über ihnen brandete Jubel und Applaus los, als ein Schiff versenkt wurde. „Zwei“, immer näher kam das Streichholz der Lunte. „Dr…


„AUFHÖREN. LÖSCHEN SIE DAS STREICHHOLZ! SOFORT!“ schrie eine Stimme hinter ihnen. Sämtliche Köpfe drehten sich um. 15 Hafenwachen waren um sie versammelt und hatten ihre Musketen auf sie gerichtet…